01: Die Grundlagen

Globale Herausforderungen, Wettbewerbsdruck, eine schwierige Wirtschaftslage und steigende Kundenerwartungen - bei all dem müssen sich Unternehmen und die Systeme, mit denen sie arbeiten, ständig weiterentwickeln, um Schritt zu halten. Und mit dem Ausbau dieser Systeme wächst auch ihre Komplexität, da Anwendungen, Netze und Daten mehr denn je miteinander verflochten sind. Das wirft die Frage auf: Wie kann man wissen, ob alle Komponenten ordnungsgemäß ausgeführt werden, überall und jederzeit?

Die Antwort ist die Enterprise Observability.

Enterprise Observability: umfassende Sichtbarkeit moderner verteilter Systeme für eine schnellere, automatische Problemerkennung und -lösung.

Was ist Beobachtbarkeit?

Ganz allgemein ist Observability (Beobachtbarkeit) der Grad, in dem man den internen Zustand eines komplexen Systems allein auf der Grundlage der Kenntnis seiner externen Ergebnisse verstehen kann. Je besser ein System beobachtbar ist, desto schneller und genauer können Sie von einem festgestellten Leistungsproblem auf seine Ursache schließen, ohne zusätzliche Tests oder Codierung.

In der IT und im Cloud Computing bezieht sich der Begriff der Observability auf Software-Tools und Verfahren zur Aggregation, Korrelation und Analyse eines ständigen Stroms von Leistungsdaten einer verteilten Anwendung sowie der Hardware und des Netzes, auf denen sie läuft. So können Sie die Anwendung und das Netz besser überwachen, Fehler suchen und beheben.

Während sich Observability oft speziell auf die Beobachtbarkeit von IT-Systemen, Arbeitslasten, Netze und Infrastrukturen bezieht, ist die Observability bei Daten eine andere Form der Technologie.

Bei der Beobachtbarkeit von Daten verlagert sich der Schwerpunkt auf die Datenebene. Es geht darum, die Datenqualitätssicherung weiter nach vorne zu verlagern, um Probleme in einem frühen Stadium zu suchen und zu entschärfen, bevor sie einen Datenpool beschädigen oder systemische Datenqualitätsprobleme verursachen. Die Beobachtbarkeit von Daten sorgt für eine sichere Entscheidungsfindung und ermöglicht KI-gesteuerte Automatisierung durch die Bereitstellung hochwertiger Datenprodukte für zuverlässige Geschäftsergebnisse.

Observability ist ein kritisches Thema. Dieser Leitfaden vermittelt Ihnen ein grundlegendes Verständnis von Enterprise Observability und ihrer strategischen Rolle bei der Verwaltung zunehmend komplexer Abläufe. Sie finden Begriffserklärungen, Sie erfahren, dass Ihre Mitbewerber vor denselben Herausforderungen stehen, Sie entdecken die Rolle von Observability innerhalb Ihres Unternehmens und erfahren mehr über die IBM® Observability-Lösungen. Dieser Leitfaden konzentriert sich zwar hauptsächlich auf Application Observability, also die Beobachtbarkeit von Anwendungen, doch ist zu beachten, dass Observability auch Daten und Netze betrifft und dass die Grenzen zwischen diesen drei Bereichen fließend sind.

Ein genauerer Blick auf Application Observability

Da Observability (Beobachtbarkeit) ein relativ neuer Begriff ist, wird er oft im Zusammenhang mit Monitoring (Überwachung) und Application Performance Monitoring (APM) verwendet. Alle drei Verfahren stellen Möglichkeiten dar, die Ursachen von Problemen zu ermitteln, sie funktionieren aber unterschiedlich.

Beim Monitoring wird der Fortschritt oder die Qualität von etwas (z. B. von Telemetriedaten) über einen bestimmten Zeitraum hinweg verfolgt und analysiert.

APM-Tools sammeln Metriken, Traces und Protokolle und konzentrieren sich in der Regel auf die Überwachung von Infrastruktur, Anwendungsabhängigkeiten, Geschäftstransaktionen und des Benutzererlebnisses.

Observability geht noch einen Schritt über Monitoring und APM hinaus, indem es einen Kontext zwischen allen Assets herstellt. Hyperintelligente Agenten führen einen automatischen Erkennungsprozess für alle Services und die Infrastruktur einer verteilten Microservices-Anwendung aus. Dies hilft Ihnen, die Beziehungen zwischen allen Infrastrukturkomponenten und der Leistung der Anwendung zu verstehen.

Warum benötigen Sie Application Observability?

Moderne Cloud-native Anwendungen bestehen aus Containern und Microservices-Architekturen, Multi- und Hybrid-Cloud-Strategien und CI/CD-Pipelines zur kontinuierlichen Anwendungsintegration und -bereitstellung.

APM-Plattformen wurden für codezentrierte, serviceorientierte Architekturen (SOA) und nachrichtenbasierte Implementierungen entwickelt. Cloud-native, Container und Microservices haben diese Implementierungen jedoch grundlegend verändert. Woran liegt das? Die neuen Technologien haben den Fokus darauf verändert, was gemessen werden und wie es orchestriert werden muss. Mit anderen Worten, es fehlte die vollständige Sichtbarkeit und Verwaltbarkeit.

Im Vergleich zu früheren Generationen von Anwendungsarchitekturen haben die Cloud-native- und Microservices-Technologien drei grundlegende Veränderungen bewirkt, und zwar:

  1. Sie verminderten die direkte Kontrolle über die Anwendungsinfrastruktur.
  2. Sie sorgten für einen Übergang von codezentrierten Anwendungen mit einem moderaten Umfang an Netzkommunikation zu netzzentrierten Anwendungen mit viel kleineren, containerisierten Services.
  3. Es wurde eine Skalierbarkeitsphilosophie entwickelt, d. h. neue Services und Infrastrukturen mussten schnell hinzugefügt werden, um einer hohen Nachfrage beim Anwendungszugriff gerecht zu werden, und sie mussten dann wieder reduziert werden, wenn der Bedarf zurückging.

Aufgrund von Architektur- und Implementierungsbeschränkungen des ursprünglichen APM-Plattformdesigns sind viele APM-Anbieter nicht in der Lage, sich an diese Cloud-nativen Microservices-Anwendungen anzupassen. Sie werden den Anforderungen vor allem in den folgenden vier Bereichen nicht gerecht: Telemetrie, Tracing, Automatisierung und Skalierbarkeit. Eine Cloud-native Observability-Plattform ist hingegen darauf ausgelegt, die Anforderungen einer netzzentrierten Microservices-Architektur zu erfüllen. Sie nutzt fortschrittliches Telemetrie-Streaming und Speicherarchitekturen, die stark verteilte Anwendungen genau beobachten.

Wie bereits dargestellt, umfasst Observability das Monitoring und fügt Automatisierung, Kontext und Skalierbarkeit hinzu.

Kapitel 2: Die drei Schritte zu Application Observability

Welche drei Dinge können Sie tun, um Ihre Observability Journey zu beginnen?