Was ist FinOps?

Die Ausgaben für Public Clouds sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen, was auf die zunehmende Verbreitung von cloudnativen Infrastrukturdiensten zurückzuführen ist. Gartner® prognostiziert, dass die weltweiten Ausgaben der Endnutzer für öffentliche Cloud-Services im Jahr 2022 um 20,4 % auf fast 500 Milliarden US-Dollar steigen und 2023 fast 600 Milliarden US-Dollar erreichen werden, wobei mehr als 40 % der Unternehmens-Workloads in der Cloud bereitgestellt werden.³

Diese Beschleunigung der Cloud-Migration und -Investitionen geht einher mit der Sorge um verschwenderische Ausgaben. Der State of the Cloud Report 2022 von Flexera ergab, dass im sechsten Jahr in Folge die Optimierung der bestehenden Cloud-Nutzung die wichtigste Initiative der befragten Unternehmen war. (An zweiter Stelle stand die Migration von mehr Workloads in die Cloud).

Darüber hinaus gaben die Befragten an, dass die Ausgaben für die Public Cloud im Durchschnitt um 13 % über dem Budget lagen, dass die Cloud-Ausgaben in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich um 29 % steigen werden und dass nach eigenen Schätzungen 32 % der Cloud-Ausgaben verschwendet werden.⁴ (Die Cloud-Ausgaben sind erheblich gestiegen, teilweise weil die übermäßige Zuweisung von Ressourcen die häufigste Methode zur Minderung von Leistungsrisiken ist.)

Kurz gesagt, die Begeisterung für Cloud Computing ist nach wie vor groß. Doch ist es klar geworden, dass die Einführung komplexer Multicloud-Architekturen und das damit einhergehende Ausgabenwachstum eine Überarbeitung des Finanzmanagements der IT erforderlich machen.

FinOps hat sich zur Managementdisziplin für Unternehmen entwickelt, die ihre Kosten mithilfe von Best Practices optimieren möchten, um die Rendite ihrer Cloud-Investitionen zu maximieren.

Die Einführung von FinOps erfordert einen kulturellen Wandel innerhalb eines Unternehmens, das die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen zuvor verteilten Teams erleichtert. Entscheidend ist auch, dass die Engineers und Produktverantwortlichen die Verantwortung für ihre Cloud-Ausgaben übernehmen und die Kosten wie jede andere Effizienzkennzahl behandeln. Um die Engineering-Teams in diesem Bestreben zu unterstützen und ein FinOps-Modell effektiv zu gestalten, müssen IT-, Finanz- und Geschäftsteams zusammenarbeiten. In einigen Fällen erhalten sie Unterstützung von einem zentralisierten FinOps-Team. Gemeinsam können sie Kontrollen für das Cloud-Kostenmanagement einrichten, die Lizenzbeschränkungen berücksichtigen und die Leistung nicht beeinträchtigen. FinOps-Praktiken dürfen auch nicht die Produktinnovation oder die Veröffentlichungsgeschwindigkeit behindern.

Die FinOps Foundation hat den FinOps-Prozess in drei Phasen definiert – Inform, Optimize und Operate (Informieren, optimieren, betreiben) – und ein Unternehmen kann sich in mehreren Phasen gleichzeitig befinden, je nachdem, wo sich jedes Team oder jede Einheit in ihrer FinOps-Reife befindet.⁵  Der Umstieg auf FinOps ist kein linearer Prozess, der nach der dritten Phase abgeschlossen ist, sondern ein Prozess, der kontinuierlich wiederholt werden sollte, wenn ein Unternehmen in seinem FinOps-Modell reift.

Lassen Sie uns die Phasen des FinOps-Prozesses erkunden:

Informieren: Informieren ist die erste Phase des FinOps-Frameworks. Es geht darum, allen Stakeholdern die Informationen und das Verständnis zu vermitteln, die sie benötigen, um fundierte und kosteneffiziente Entscheidungen über die Cloud-Nutzung zu treffen.

Wenn ein IT-Team beispielsweise weiß, welche Cloud-Ressourcen bereitgestellt werden und verfügbar sind, erhält es einen besseren Überblick. Diese Transparenz ermöglicht ihnen, die damit verbundenen Ausgaben kontextbezogen den Geschäftsbereichen zuordnen, die die Cloud nutzen, und sie entsprechend abrechnen. Dazu gehört auch das Verständnis, wie Anwendungen Cloud-Ressourcen nutzen. Nehmen wir beispielsweise Ihre monatliche Cloud-Rechnung von 10.000 USD. Das Team kann festlegen, welcher Anteil den Anwendungen zugewiesen wird, die die Finanzanträge unterstützen, und welcher Anteil den externen Website-Anwendungen zugewiesen wird.

Optimieren: Optimieren ist die nächste Phase des FinOps-Frameworks und konzentriert sich darauf Einsparmöglichkeiten zu finden. Wo kann das Unternehmen Ressourcen richtig dimensionieren und von Rabatten profitieren, die auf der aktuellen Nutzung basieren? Wenn ein Unternehmen z. B. eine Virtual Machine (VM) auf einem bestimmten Knoten ausführt und sie das Unternehmen 1 USD pro Minute kostet, könnten Teams dann Geld sparen, indem sie diese VM auf einen anderen Knoten verschieben, der nur 0,08 USD pro Minute kostet?

Dies ist eine großartige Gelegenheit, um von Preis- und Rabattmöglichkeiten zu profitieren, aber nur, wenn Sie die richtigen Lizenzierungsbeschränkungen in die Gleichung einbeziehen können, um diese Lizenzierungseinsparungen zu finden. Sie möchten nicht zu einem anderen Knoten wechseln und feststellen, dass Ihre Lizenz nicht mehr gilt und Sie viermal so viel ausgeben wie bei der vorherigen Platzierung.

Betreiben: Betreiben ist die letzte Phase des FinOps-Frameworks, in der Unternehmen kontinuierlich ihre Leistung anhand der Geschäftsziele bewerten und nach Möglichkeiten suchen, ihre FinOps-Praxis zu verbessern. Sobald die Optimierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, ermöglicht die Automatisierung den Unternehmen die Implementierung von Richtlinien, die die Cloud-Ressourcen kontinuierlich anpassen, um die Kosten zu kontrollieren, ohne die Leistung zu beeinträchtigen.

Automatisierbare Richtlinien, die auf sichere Weise Kosten reduzieren und gleichzeitig die Einhaltung von Lizenzrichtlinien und -beschränkungen gewährleisten, ermöglichen eine bessere Kontrolle bei der Ausführung von Prozessen. Beispielsweise müssen Sie sich der Kosten für die Einhaltung von Lizenzbestimmungen bewusst sein, wenn Sie Workloads auf neue Knoten verlagern, um die Anwendungsleistung zu verbessern.
 

Die FinOps Foundation beschreibt sechs Grundsätze für datengesteuerte Entscheidungen im FinOps-Modell. Die Prinzipien sind nicht hierarchisch, sollten aber während des gesamten FinOps-Lebenszyklus in Verbindung verwendet werden.⁶

Teams müssen zusammenarbeiten. Es ist unerlässlich, dass die Teams zusammenarbeiten, um die FinOps-Praxis zu verbessern und kontinuierliche Verbesserungen bei Effizienz und Innovation zu erzielen. Durch die Zusammenarbeit zwischen funktionsübergreifenden Teams können Finanzabläufe mit der Geschwindigkeit und Granularität der IT mithalten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es Ingenieuren, Kosten wie andere Effizienzkennzahlen zu behandeln. Sie trägt auch dazu bei, standardisierte Governance und Kontrollen für das Cloud Management und die Cloud-Nutzung einzuführen.

Jeder übernimmt die Verantwortung für seine Cloud-Nutzung. Die in der anfänglichen Informationsphase gewonnene Transparenz gibt den Funktions- und Produktteams den nötigen Einblick, um ihre Cloud-Nutzung effektiv zu verwalten und die Ausgaben im Rahmen ihres vordefinierten Budgets zu halten.Das Festlegen und Verfolgen von Zielen auf Teamebene trägt dazu bei, die Verantwortlichkeit von Grund auf aufzubauen.

Ein zentrales Team treibt FinOps voran. FinOps ist ein verteilter Prozess mit unternehmensweiter Beteiligung, der jedoch einem zentralen Team obliegen muss. Ein dediziertes FinOps-Team kann Cloud-Provider und -Services vergleichen und Rabatte für die Nutzungsdauer, reservierte Instanzen, Upgrades und Mengenrabatte in Anspruch nehmen. Ein zentralisierter Einkaufsprozess überträgt einem erfahrenen Team auch die Verantwortung für die Abwicklung von Tarifverhandlungen und die Kostenzuweisung an die Teams.

Berichte sollten zugänglich und zeitnah sein. Solche Berichte fördern eine effizientere Entscheidungsfindung, einschließlich der Ergreifung von Korrekturmaßnahmen bei unter- oder überversorgten Ressourcen und der Nutzung von Automatisierungsmöglichkeiten, die eine kontinuierliche Verbesserung ermöglichen. Das Verständnis von Workflows, die richtige Dimensionierung von Ressourcen und die richtige Vorhersage des Bedarfs an Cloud-Services nahezu in Echtzeit sind Schlüsselelemente für den Erfolg von FinOps.

Entscheidungen werden vom Geschäftswert der Cloud bestimmt. FinOps ist nicht einfach eine Kostensenkungsstrategie, sondern eine Vorgehensweise zur Maximierung des Geschäftswerts. Daher sollte der Wert bei allen Entscheidungen die Grundlage bilden. Tools wie Trend- und Abweichungsanalysen können den Teams helfen, Kostensteigerungen zu verstehen, während internes und vergleichbares Benchmarking helfen kann, die Leistung des Unternehmens zu bewerten. Anstatt reflexartig die Kosten zu senken, wenn die Ausgaben steigen, ermöglicht eine umfassende Abwägung von Kosten, Wachstum und Leistung den Teams, wertorientierte Entscheidungen zu treffen.

Profitieren Sie vom variablen Kostenmodell der Cloud. Um einen maximalen Nutzen aus den Cloud-Ausgaben zu ziehen, sollten Unternehmen von den Kosteneinsparungsmöglichkeiten des Cloud-Kostenmodells profitieren. Dieses Kostenmodell umfasst den Vergleich von Preisoptionen und Nutzungsrabatten verschiedener Service-Provider sowie die Anpassung der erworbenen Instanzen und Services.

Die Titel variieren je nach Unternehmen, aber im Allgemeinen gibt es fünf wichtige FinOps-Stakeholder gemäß der Definition der FinOps Foundation (Link befindet sich außerhalb von ibm.com):

Führungskräfte. Führungskräfte wie CTOs, CIOs, CFOs oder Leiter von Cloud Kompetenzzentren konzentrieren sich auf die Umsetzung komplexer, groß angelegter IT-Projekte. Sie fördern außerdem Verantwortlichkeit und Transparenz und stellen sicher, dass die Teams ihre Budgets einhalten.

Geschäfts- oder Produkteigentümer. In der Regel sind ein Director of Cloud-Optimierung, ein Cloud-Analyst oder ein Business Operations Manager Teil des Business- oder Product Owner-Teams. Diese Teammitglieder sind dafür verantwortlich, neue Produkte und Funktionen auf den Markt zu bringen. Sie konzentrieren sich auch darauf, das Produktwachstum von Jahr zu Jahr zu beschleunigen. Produkteigentümer sind in der Regel wichtige Stakeholder bei der Automatisierung der Cloud-Infrastruktur.

Engineering und Betrieb. Software- und Systemingenieure, Cloud-Architekten, Service Delivery Manager und andere Mitglieder von Technik- und Betriebsteams tragen dazu bei, die Bereitstellung hochwertiger Services zu beschleunigen und gleichzeitig den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Um dies in einem effektiven FinOps-Betriebsmodell zu erreichen, arbeiten diese Teams zusammen, um in den Entwicklungsteams Rechenschaftspraktiken zu etablieren. Sie identifizieren auch Anomalien, Preissenkungen und Bereiche zur Kostenvermeidung, die die Bereitstellung von Apps und Services kosteneffizienter machen.

Finanzen und Beschaffung. Die Mitglieder des Finanz- und Einkaufsteams nutzen die Informationen des FinOps-Teams, um die günstigsten Verträge auszuhandeln, Rabatte und Mengenbindungsprogramme in Anspruch zu nehmen und Cloud-Budgets, Prognosen und Kostenberichte zu erstellen.

FinOps-Praktiker. FinOps-Praktiker leiten den kulturellen Wandel, der für den Erfolg von FinOps erforderlich ist, und vereinen Geschäfts-, IT- und Finanzteams, um die Cloud-Nutzung zu optimieren und den Geschäftswert zu steigern. Mit ihrem Wissen über das FinOps-Framework, seine Prinzipien und Funktionen konzentrieren sie sich auf mehrere Schlüsselbereiche. Zu diesen Bereichen gehören die Etablierung einer FinOps-Kultur und die Schulung des Unternehmens in Best Practices. Sie setzen auch Maßstäbe, schaffen Transparenz bei den Cloud-Kosten und dienen als Orientierungshilfe für Budgets und Prognosen.

Bei der FinOps-Berichterstellung werden Abrechnungs- und Lizenzdaten in einer einzigen, einheitlichen Ansicht in Multicloud – und Hybridumgebungen konsolidiert und visualisiert. Erfolgreiche FinOps-Praktiken setzen voraus, dass Unternehmen Silos abbauen und eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung schaffen, um alle Stakeholder einzubinden. Eine genaue und detaillierte Berichterstattung über hybride und Multicloud-Umgebungen ist notwendig, damit die FinOps-Prozesse und der Mehrwert für das Unternehmen anerkannt werden.

Zu den wesentlichen Komponenten der FinOps-Berichterstellung gehören mehrere Schlüsselelemente. Zunächst einmal die Kostentransparenz der gesamten Umgebung, einschließlich Rechnungsdaten und detaillierter Nutzungsinformationen. Als Nächstes die Kostenzuweisung über mehrere Dimensionen wie Kostenstellen und Teams hinweg, einschließlich Budgetierung und Prognose. Und schließlich gibt es Rückbuchungs- und Showback-Funktionen.

Cloud-Optimierung ist keine einmalige Maßnahme zur Reduzierung der Cloud-Ausgaben. Komplexe Hybrid- und Multicloud-Umgebungen ändern sich regelmäßig aufgrund der Nachfrage nach verschiedenen Anwendungen und Services. Um Leistungsrisiken zu vermeiden, muss die Ressourcenzuteilung dynamisch auf Nachfrageänderungen reagieren.

Die Cloud-Optimierung erfordert, dass die Anwendungen genau die Ressourcen erhalten, die sie für ihre Leistung benötigen, und zwar kontinuierlich und automatisch. Unternehmen, die sich auf dem Weg zu FinOps befinden, haben erkannt, dass eine dynamische Ressourcennutzung die einzige Möglichkeit ist, ihren Cloud-Bestand wirklich zu optimieren und die Leistung sicherzustellen. Automatisierung ist für FinOps-Praktiken von zentraler Bedeutung geworden, da es unmöglich ist, Anwendungen manuell in Echtzeit und in großem Umfang zu bearbeiten.
 

Um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen, müssen FinOps-Praktiken sowohl die Berichterstattung als auch die Automatisierung des Cloud-Betriebs nutzen. Nach Angaben der FinOps Foundation bedeutet erweiterte Berichterstattung, dass mehr als 90 % der Cloud-Ausgaben zugeordnet werden können und es kaum Abweichungen zwischen den prognostizierten und den tatsächlichen Ausgaben gibt. ⁷ Für eine ausgereifte FinOps-Berichterstellung ist es außerdem erforderlich, dass ein Unternehmen über spezifische KPIs als Erfolgsmaßstäbe verfügt.

Durch die Kombination von fortschrittlicher Berichterstattung und Automatisierung können Unternehmen den ROI ihrer Cloud-Investitionen steigern, indem sie kontinuierlich Effizienzpotenziale identifizieren und Cloud-Optimierungsmaßnahmen in Echtzeit ergreifen. Darüber hinaus können Unternehmen die Vorteile der metrikgesteuerten Optimierung nutzen, indem sie die dynamische Ressourcennutzung automatisieren, so dass die einer Cloud-Umgebung zugrunde liegende Infrastruktur immer Ressourcen für die Erfüllung der Service-Level-Ziele bereitstellt.

Ein Cloud-Betrieb, der sowohl fortschrittliche Berichterstellung als auch Automatisierung nutzt, sorgt für eine optimale Digital Experience der Endbenutzer und reduziert gleichzeitig die Cloud-Ausgaben.