Was sind Scope-3-Emissionen?

Luftaufnahme von Fahrzeugen, die auf einer offenen Straße fahren

Was sind Scope-3-Emissionen?

Scope-3-Emissionen sind eine Kategorie von Treibhausgasemissionen (THG), die im Rahmen des Geschäftsbetriebs aus Quellen stammen,die keinem Unternehmen direkt gehören oder von ihm kontrolliert werden. Dazu gehören Lieferkette, Transport, Produktnutzung oder Entsorgung. Sie werden auch als Emissionen der Wertschöpfungskette bezeichnet und sind am schwierigsten zu messen und zu reduzieren.

Insbesondere verlangt Scope 3 von Unternehmen die Ermittlung von CO2-Emissionen außerhalb ihres direkten CO2-Bilanz und die Quantifizierung dieser Emissionen über die Wertschöpfungskette außerhalb ihrer direkten Kontrolle. Dazu gehören die Emissionen innerhalb der vom Unternehmen verbrauchten Ressourcen oder Rohstoffe – verwendetes Papier, Abfall, konsumierter Kaffee – und die Emissionen der Lieferanten.

Laut einer Studie des Carbon Disclosure Project aus dem Jahr 20212 haben die Emissionen der Lieferkette bei Unternehmen, die dem CDP Bericht erstatten, den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen. Sie verursachen im Durchschnitt 11,4 Mal mehr Emissionen als die betrieblichen Emissionen.

Die Berichterstattung und Reduzierung von Scope-3-Emissionen ist für Unternehmen, die dem CDP Bericht erstatten, von größter Bedeutung. Die Berichterstattung erfolgt unter Verwendung der Global Reporting Initiative (GRI) oder des Frameworks der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Außerdem ist dies wichtig für Unternehmen, die sich der Initiative Science Based Targets (SBTi) verpflichtet haben. Dabei handelt es sich um eine Partnerschaft zwischen dem CDP, dem United Nationals Global Compact, dem World Resources Institute und dem World Wide Fund for Nature.

Aufgrund der Komplexität und des Umfangs der erforderlichen Daten müssen die Berechnung und Berichterstattung zu Scope 3 systematisch erfolgen. So wird gewährleistet, dass sich die Unternehmen an die Offenlegungsstandards der wichtigsten ESG Reporting Frameworks halten. Die erfolgreiche Offenlegung von Scope-3-Emissionen hilft Unternehmen auch bei der Erfüllung der Erwartungen ihrer Stakeholder, da Investoren, Mitarbeiter und Gemeinden sich zunehmend für die Emissionsüberwachung und -minderung von Unternehmen interessieren.

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Scope-3- vs. Scope-1- und -2-Emissionen

Treibhausgasemissionen werden im Greenhouse Gas Protocol2 (GHGP oder GHG Protocol), in drei Gruppen oder „Bereiche“ eingeteilt. Hierbei handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des World Ressourcen Institute und des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Das GHG-Protokoll ist das am weitesten verbreitete Instrument zur Kohlenstoffbilanzierung. Scopes 1, 2 und 3 sind eine Kategorisierungsmöglichkeit der verschiedenen Arten von CO2-Emissionen, die ein Unternehmen in seinen Abläufen und in seiner gesamten Wertschöpfungskette verursacht. Diese Scopes decken die sechs vom Kyoto-Protokoll erfassten Treibhausgase ab: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6).3

  • Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen eines Unternehmens, wie Firmenfahrzeuge, Emissionen aus Herstellungsprozessen und Kraftstoffverbrennung vor Ort, z. B. die Verbrennung von Gas zur Wärmeerzeugung.

  • Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von eingekauftem Strom, Wärme oder Dampf.

  • Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens anfallen, und schließt auch Fälle von CO2-Emissionen ein, die außerhalb seines direkten physischen Fußabdrucks liegen. Scope-3-Emissionen eines Unternehmens sind häufig die Scope-1- und Scope-2-Emissionen anderer Unternehmen in ihrer Wertschöpfungskette.

Scope-1- und Scope-2-Emissionen sind oft einfacher zu berechnen, da relevante Aktivitätsdaten für die berichtende Firma leicht zugänglich sind. Diese Emissionen lassen sich auch leichter kontrollieren, wenn von eingekauften Energiequellen auf erneuerbare Energien oder Elektrofahrzeuge umgestellt wird. Aus diesen Gründen steht die Kontrolle von Scope 1 und 2 im Mittelpunkt der Bemühungen von Unternehmen für die Dekarbonisierung und Erreichung von Zielen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Scope-3-Emissionen sind vergleichsweise schwieriger zu berechnen und zu kontrollieren, da sie von Dritten (z. B. von einem Mitglied der Lieferkette) verursacht werden. Das berichtende Unternehmen verfügt nur über eine begrenzte Transparenz oder Kontrolle. Daher sind die für die Berechnung eines genauen Emissionsinventars erforderlichen Daten nicht problemlos zugänglich.

Mixture of Experts | 28. August, Folge 70

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Scope-3-Emissionskategorien

Scope-3-Emissionen sind in 15 Kategorien unterteilt und diese wiederum sind in zwei Typen organisiert: vor- oder nachgelagerte Emissionen in der Wertschöpfungskette. Diese Kategorisierung soll mehr Orientierung und Struktur bei der Berichterstattung über die vielen Emissionen bieten, die in diesen Bereich fallen.

Vorgelagerte Scope-3-Emissionen sind Emissionen, die mit Folgendem in Zusammenhang stehen:

    • Eingekaufte Produkte und Services
    • Investitionsgüter
    • Aktivitäten im Zusammenhang mit Kraftstoffen und Energie (nicht in den Berechnungen der Scope 1- oder Scope 2-Emissionen enthalten)
    • Vorgelagerter Transport und Vertrieb
    • Betrieblich erzeugte Abfälle
    • Geschäftsreisen
    • Pendlerfahrten der Beschäftigten
    • Vorgelagerte Leasing-Assets

    Nachgelagerte Scope-3-Emissionen sind Emissionen, die mit Folgendem in Zusammenhang stehen:

      • Nachgelagerter Transport und Vertrieb
      • Verarbeitung der verkauften Produkte
      • Verwendung der verkauften Produkte
      • Entsorgung verkaufter Produkte
      • Nachgelagerte Leasing-Assets
      • Franchising
      • Investitionen

      Zur vollständigen Einhaltung der GHGP-Standards müssen Unternehmen die Gesamtemissionen aus allen oben aufgeführten relevanten Kategorien angeben. Wichtig zu beachten ist auch, dass die relevantesten Scope-3-Emissionskategorien sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Branchen sehr unterschiedlich sind.

      Bei Automobilherstellern, die mit fossilen Brennstoffen betriebene Fahrzeuge herstellen, würde beispielsweise ein erheblicher Teil der Scope-3-Emissionen aus der nachgelagerten Kategorie 11, „Verwendung verkaufter Produkte“, stammen Während bei Unternehmen der schnelllebigen Konsumgüterbranche (FMCG) der Großteil der Emissionen aus der vorgelagerten Kategorie 1, „eingekaufte Waren und Dienstleistungen“, stammen würde.

      Innerhalb des Gewerbeimmobiliensektors hat eine Immobilienfirma, die neue Gebäude baut, eine andere Zusammensetzung an Scope-3-Kategorien als ein Immobilienfonds, der nur in bestehende Gebäude investiert.

      Berichterstellung über Scope-3-Emissionen

      GHGP-Leitlinien

      Die Messung von Scope-3-Emissionen im Verlauf der gesamten Wertschöpfungskette kann komplex sein, insbesondere für Unternehmen, die gerade erst anfangen. Zur Unterstützung dieses Prozesses hat das GHGP den Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard4 herausgegeben. Dazu gehört auch ein Leitfaden, der Unternehmen ein Verständnis für das volle Ausmaß und die Auswirkungen ihrer Emissionen in der Wertschöpfungskette auf den Klimawandel vermittelt, damit sie ihre Maßnahmen zur Dekarbonisierung gezielt einsetzen können.

      Unternehmen verwenden diese GHGP-Leitlinien, um: (1) anhand von Standardansätzen und -prinzipien genaue Scope-3-Bestandsberichte zu erstellen, (2) wirksame Strategien für die Verwaltung und Reduzierung von Scope-3-Emissionen zu entwickeln und (3) eine einheitliche und transparente öffentliche Berichterstattung über die Emissionen in der Wertschöpfungskette des Unternehmens zu pflegen.

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      Handbuch zur Berichterstattung über Scope-3-Emissionen

      Erfahren Sie, wie Unternehmen in wichtigen Branchen ihre Erfolge bei der Verringerung des Kohlenstoffausstoßes durch die Dekarbonisierung ihrer Lieferketten vervielfachen können.

      Scope-3-Buchhaltung und -Berichterstattung

      Auswählen von Emissionskategorien und Datentypen

      Eine der größten Herausforderungen ist die Festlegung der Grenzen für Scope-3-Daten – die Bestimmung der zu berichtenden Emissionskategorien sowie der Lieferanten und Datentypen innerhalb jeder Kategorie. Ein vom CDP5 veröffentlichter technischer Vermerkbietet eine Anleitung zu den für bestimmte Branchen relevanten Kategorien. So sollten beispielsweise landwirtschaftliche Rohstoffe die Emissionen aus gekauften Waren und Dienstleistungen, der Verarbeitung verkaufter Produkte und der Verwendung der verkauften Produkte angeben. Verkehrsdienstleistungen sollten über Emissionen aus kraftstoff- und energiebezogenen Tätigkeiten und aus vorgelagerten Transporten und Verteilungen sowie aus gekauften Waren und Dienstleistungen angeben.

      Ungeachtet dieses Leitfadens empfiehlt es sich für Unternehmen, mit Beratern oder sachkundigen internen Angestellten zusammenarbeiten, um die Grenzen der Scope-3-Berichterstattung zu bestimmen.

      Auswahl der Berechnungsmethodik

      Bei der Berechnung der Emissionen achten Unternehmen darauf, ein möglichst genaues Emissionsinventar zu erstellen. Im Falle von Scope-1- und Scope-2-Emissionen beinhalten die Berechnungen in der Regel die Anwendung von Daten aus primären Quellen wie beispielsweise der Energieverbrauch auf einen standortspezifischen Emissionsfaktor. Dieser Ansatz setzt voraus, dass Unternehmen Zugang zu Daten aus primären Quellen und detaillierten Emissionsfaktoren haben. Diese Daten-Granularität ist für Scope-3-Berechnungen häufig nicht verfügbar. Um diese Herausforderung zu bewältigen, beschreibt das GHGP-Protokoll 13 Berechnungsmethoden und legt Entscheidungsbäume fest, um Benutzern bei der Auswahl von Berechnungsmethoden für jede Scope-3-Kategorie zu helfen.

      Aufbau einer Datenbasis

      Die für die Scope-3-Emissionsbilanzierung erforderlichen Daten sind durch die Kategorien der Scope-3-Emissionen und die gewählte Emissionsberechnungsmethode bestimmt. Und diese Daten können deutlich umfangreicher sein als jene, die für Scope-1- und Scope-2-Emissionen erforderlich sind. Dazu gehören häufig unstrukturierte Daten, die in Systemen Dritter oder in isolierten Systemen gespeichert sind.

      Die Datentypen umfassen die für Produkte oder Produkttypen und Dienstleistungen ausgegebenen Beträge (Ausgabendaten), Scope-1- und Scope-2-Daten von Lieferanten, das Volumen der eingekauften Waren und die Art der erhaltenen Dienstleistungen. Neben diesen Aktivitätsdaten müssen Unternehmen auch Emissionsfaktoren ermitteln und erfassen. In Fällen, in denen keine ausreichenden Daten verfügbar sind, wird in der Scope 3 Calculation Guidance6 des GHG Protocol die Verwendung von Proxy-Daten empfohlen.

      Berichterstattung und Offenlegung von Emissionen

      Mehrere ESG-Berichtsframeworks und -standards ermöglichen oder erfordern die Festlegung von Scope-3-Emissionszielen und die Leistungsoffenlegung. Wichtige Berichterstattungssysteme wie CDP, GRI, ENERGY STAR und GRESB bieten verschiedene Ressourcen an, darunter Lehrmaterial und Tools, die Unternehmen bei der Offenlegung und Einreichung ihrer GHGH-Emissionsdaten unterstützen.

      Unternehmen profitieren auch von SaaS-Lösungen (Software-as-a-Service) zur Organisation von Treibhausgasemissionsdaten. Vorgefertigte Vorlagen, die auf die wichtigsten Reporting Frameworks abgestimmt sind, tragen zu einer einfacheren und effizienteren Gestaltung der Berichterstattung bei. Lösungen mit Analysetools unterstützen bei der Bereitstellung von Erkenntnissen zur Emissionsreduzierung und tragen so zur Leistungsverbesserung bei.

      Einbindung von Lieferanten zur Leistungssteigerung

      „Zwar liegen die Scope-3-Emissionen außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens, doch kann das Unternehmen die Aktivitäten, die zu den Emissionen führen, beeinflussen. Das Unternehmen kann unter Umständen Einfluss auf seine Lieferanten nehmen oder auswählen, mit welchen Anbietern es auf der Grundlage ihrer Richtlinien Verträge abschließt."
      – United States Environmental Protection Agency (EPA)

      Die Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung in der Wertschöpfungskette geht weit über die Erfassung und Berichterstellung von Scope-3-Emissionen hinaus. Unternehmen arbeiten zunehmend daran, neben der Emissionsleistung die Leistung einer Vielzahl anderer ESG-Kennzahlen im Verlauf ihrer Wertschöpfungskette, insbesondere innerhalb ihrer Lieferkette, zu erfassen und zu verbessern.

      In diesem Zusammenhang beginnen Unternehmen oft mit einer umfassenden Bestandsaufnahme der Scope-3-Emissionen zur Ermittlung von Hotspots in ihrem Produktlebenszyklus. Dabei handelt es sich laut GHG Protocol um alle Emissionen, die mit der Herstellung und Nutzung eines bestimmten Produkts „von Anfang bis Ende“ verbunden sind. Zur Umsetzung der Emissionsreduzierung in diesen Hotspots benötigen Unternehmen jedoch umsetzbare, differenzierte Daten, die über ausgabenbasierte Daten und Berechnungsmethoden hinausgehen und zu aktivitäts- oder lieferantenspezifischen Dateneingaben und genaueren Berechnungsmethoden führen.

      Ein Bericht7 des Weltwirtschaftsforums und der Boston Consulting Group beschreibt das folgende Framework, mit dem Unternehmen gegen Emissionen in ihren Lieferketten vorgehen können:

      • Transparenz schaffen:  Erstellen Sie eine Referenzversion für die Emissionen der Wertschöpfungskette und tauschen Sie Daten mit den Lieferanten aus; setzen Sie ehrgeizige Ziele für Scopes 1 bis 2 und erstatten Sie öffentlich Bericht über die Fortschritte.

      • CO2-Optimierung: Umgestaltung von Produkten im Sinne der Nachhaltigkeit; Entwicklung einer nachhaltigen Wertschöpfungskette/Beschaffungsstrategie.

        .

      • Einbindung von Lieferanten: Integrieren Sie Emissionskennzahlen in Beschaffungsstandards und verfolgen Sie die Leistung; arbeiten Sie mit Lieferanten zusammen, um deren Emissionen zu reduzieren.

      • Förderung von Ökosystemen: Engagieren Sie sich in Brancheninitiativen für Best Practices, Zertifizierung und Interessenvertretungen; vergrößern Sie „Einkaufsgruppen“, um verbindliche Zusagen auf der Nachfrageseite zu stärken.

      • Ihr Unternehmen stark machen: Führen Sie Regeln zum CO2-Sparen ein, um interne Anreize zu schaffen und Ihr Unternehmen zu stärken.

      Sobald Unternehmen detailliertere Leistungsdaten erhalten, können sie diese als Grundlage für Aktivitäten zur Emissionsreduzierung auf Lieferantenebene nutzen. Anhand dieser Schritte ist das Forecasting, die Planung und die Verfolgung des Fortschritts bei der Erreichung von Zielen zur Verringerung der Umweltauswirkungen und bei der Umsetzung von Zielen wie Netto-Null-Emissionen möglich.

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      Fußnoten

      1Scoping Out: Tracking Nature Across the Supply Chain“, CDP, März 2023.

      2Greenhouse Gas Protocol.

      3Kyoto Protocol – Targets for the first commitment period“, United Nations Climate Change.

      4Corporate Value Chain (Scope 3) Standard“, Greenhouse Gas Protocol.

      5CDP Technical Note: Relevance of Scope 3 Categories by Sector“, CDP.

      6Technical Guidance for Calculating Scope 3 Emissions“, Greenhouse Gas Protocol.

      7 „ Net-Zero Challenge: The supply chain opportunity“, Weltwirtschaftsforum in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group, Januar 2021.