Einem großen und diversifizierten Stromversorgungsunternehmen in den USA war bekannt, dass es ein Problem mit individuellen Einkäufen („Maverick Buying“) hatte, und es war fest entschlossen, diesem auf den Grund zu gehen. Das bedeutete, dass man sich im Detail mit historischen Einkaufsdaten auseinandersetzen musste, um sich ein genaues Bild davon zu verschaffen, wo die Abweichungen auftraten, und von dort aus das wahre Ausmaß des Problems festzustellen. Das Unternehmen wandte sich an myInvenio, ein IBM Unternehmen, um die Prozessanalyse für sich zu nutzen.
Unter Verwendung von IBM® Process Mining, einem Tool zur Prozesserkennung und -modellierung, das eine Komponente der IBM® Cloud Pak for Business Automation-Lösung ist, arbeitete das Team eng mit dem Beschaffungsmanager des Unternehmens zusammen. In der ersten Phase des Projekts erfasste das Team die Datenflows von rund einem Jahr aus dem Einkaufsmodul der IBM® Maximo Utilities-Suite, der zentralen Asset-Management-Plattform des Unternehmens. Die Datenflows betrafen hauptsächlich die Abteilungen für Einkauf und Lagerbuchhaltung des Unternehmens, die mehrere Geschäftsbereiche abdecken.
Nach der Einspeisung der Daten in IBM Process Mining wurden sie von den zugrundeliegenden KI-basierten Modellen in aufschlussreiche graphische Darstellungen für jeden Schritt im P2P-Prozess zerlegt, angefangen bei Bedarfsanforderung und Auftragserteilung bis hin zu Wareneingang und Rechnungsstellung – und das für jeden Geschäftsbereich. Für den Einkaufsmanager bestand der Wert dieser Modelle nicht nur darin, dass sie Probleme bei den vorherrschenden Ist-Abläufen aufzeigen konnten, sondern auch in ihrer Fähigkeit, aus einem neuen, datengestützten Blickwinkel die Frage anzugehen, wie der häufig als „Happy Path“ bezeichnete ideale Prozess aussehen könnte. „Wir haben einen Einblick in die tatsächlichen Abläufe unserer P2P-Prozesse erhalten, den wir vorher nicht hatten“, erklärt er. „Außerdem haben wir eine objektivere Perspektive dahingehend erhalten, wie der optimale Baselineprozess aussehen sollte, und zwar nicht von Prozessexperten, sondern anhand der Daten selbst.“
Zu den wichtigsten Ergebnissen des Modells gehörte die Erkenntnis, dass lediglich 20 % der materialbezogenen Beschaffungsaktivitäten – der Kauf von Ersatzteilen und dergleichen – dem optimalen Beschaffungspfad folgten. Bei den übrigen 80 % der Aktivitäten, die nicht der optimalen Vorgabe durch den „Happy Path“ folgten, war die durchschnittliche Vorlaufzeit für Aufträge um mehr als 30 % länger, was zum großen Teil auf den zusätzlichen Zeitaufwand für Rechnungsabgleich und Auftragsnachbearbeitung zurückzuführen war.
Bei der Beschaffung von Services sah es nicht viel besser aus. Während das IBM Process Mining-Modell für den optimalen Prozesspfad lediglich 10 Schritte ermittelt hatte, ergab sich, dass der durchschnittliche, nicht vorgabenkonforme Pfad aus fast 30 Schritten bestand. Für den Einkaufsmanager war die Erkenntnis, aus welchem Grund das so war, ein Moment der Offenbarung. „Uns war bekannt, dass die Auftragsnachbearbeitung von Bestellungen ein ernsthaftes Problem darstellte“, sagt er. „Aber die Tatsache, dass über 50 % der Beschaffungsaufträge für Services eine solche Nachbearbeitung erforderten, war eine echte Überraschung, und die Daten belegten, dass dies auch tatsächlich der Realität entsprach.“