Um fundierte Investitionsentscheidungen treffen zu können, nehmen Investoren neben dem finanziellen Erfolg zunehmend auch die Nachhaltigkeitsleistung unter die Lupe. Ebenso wie zur Erfassung und Offenlegung von Finanzdaten Standardprozesse eingesetzt werden, erfordert auch die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten ein System und Konzept, mit dem sich Daten zu THG-Emissionen in Finanzqualität gewinnen lassen.
Datenzugriff prüfen und Automatisierung anstreben
Die zur Berechnung der THG-Emissionen benötigten Daten sind oft über verschiedene interne Systeme im gesamten Unternehmen verstreut, die größtenteils nicht miteinander kompatibel sind. Zudem werden die Daten möglicherweise von Anbietern geführt, die keine Systeme und Prozesse zur gemeinsamen Datennutzung haben. Für eine vollständige und genaue Datengrundlage muss festgelegt werden, wie die Daten fortlaufend beschafft werden sollen.
Tipps:
Ziehen Sie die Auslagerung des Datenerfassungsprozesses an einen darauf spezialisierten Serviceanbieter in Betracht.
Versuchen Sie, so nahe wie möglich an die Originaldatenquelle heranzukommen.
Streben Sie nach Möglichkeit eine automatisierte Datenübertragung an. Dateien, die vor der Datenerfassung in Menschenhand waren, sind anfälliger für Ladefehler, Genauigkeitsverlust und unklare Metriken.
Überlegen Sie, wie die Daten fortlaufend gespeichert und verwaltet werden sollen. Eine cloudbasierte Plattform für Unternehmenssoftware ist für diese Aufgabe weitaus besser geeignet als Spreadsheets.
Direkt mit Versorgungsunternehmen zusammenarbeiten
Da Energieverbrauchsdaten in die Dekarbonisierungsstrategien einfließen, gilt die Beschaffung dieser Daten von Versorgungsunternehmen über Zähler als Goldstandard. Das klingt nur so lange unproblematisch, bis man bedenkt, dass es Tausende von Versorgungsunternehmen mit jeweils unterschiedlichen Regeln und Verfahren für die Datenbereitstellung gibt.
Die daraus resultierende unterschiedliche Bereitschaft und Fähigkeit der einzelnen Versorgungsunternehmen, Daten zur Verfügung zu stellen, bringt insbesondere für Unternehmen mit mehreren Betriebsstätten an unterschiedlichen geografischen Standorten Schwierigkeiten mit sich.
Tipps:
Setzen Sie sich mit Ihrem Versorgungsunternehmen in Verbindung und prüfen Sie die Möglichkeiten der gemeinsamen Datennutzung – im Idealfall durch automatisierte Datenbereitstellung über ein Onlineportal oder eine Anwendungsprogrammierschnittstelle (API), die den Datenaustausch möglich macht.
Erwägen Sie die Zusammenarbeit mit einem auf die Automatisierung des Datenerfassungsprozesses spezialisierten Partner.
Nehmen Sie in alle neuen Energieversorgungsverträge eine Datenbereitstellungsklausel auf.
Eine leistungsfähige und flexible Datenstruktur errichten
Ihre Daten müssen so strukturiert sein, dass sie das festgelegte Dekarbonisierungsziel bestmöglich unterstützen. Es ist wichtig zu überlegen, welche Arten von Daten erfasst werden müssen und wie die Daten gekennzeichnet und aggregiert werden sollten, um den Berichtsanforderungen gerecht zu werden. Die Software zur ESG-Berichterstellung sollte die Kennzeichnung von Daten auf Konto- oder Zählerebene und die Zusammenfassung zu Standorten und Berichtsgruppen unterstützen.
Wenn ein Ziel feststeht, muss erst einmal bestimmt werden, wie sich das übergeordnete Unternehmensziel auf die einzelnen Assets übertragen lässt. Ziele können nach vielen Dimensionen aufgeschlüsselt werden, zum Beispiel nach Berichtsgruppenstruktur, Assettyp, geografischer Lage und Emissionsquelle. Unabhängig von der angewandten Methode muss die Datenstruktur passend konfiguriert werden.
Jedem Asset können absolute Ziele zugeordnet werden, die dann in das übergeordnete Unternehmensziel einfließen. Für manche Assets könnten auch Intensitätsziele in Betracht gezogen werden, die den Benchmark-Vergleich der Emissionsreduzierung innerhalb des Unternehmens erleichtern.
Zähler und Konten: Der differenzierteste Datenpunkt in einer Datenstruktur ist normalerweise ein Konto oder Zähler. Bei den Kontodaten handelt es sich um die monatlich oder vierteljährlich erfassten Daten zu den Kosten der Versorgungsleistungen. Bei den Zählerdaten handelt es sich um täglich Verbrauchsdaten, die im Allgemeinen in Intervallen von 15 bis 30 Minuten erfasst werden.
Standorte: Auf Standortebene können Konto- und Zählerdaten für Elektrizität, Wasser und Gas verfolgt und ausgewiesen werden. Standorte können für die gleiche Art von Versorgungsleistung mehrere Konten oder Zähler haben.
Unternehmen: Die auf der Ebene des gesamten Unternehmens ausgewiesenen Daten fassen alle Standorte und zugrunde liegenden Daten zusammen.
Berichtsgruppen: Gruppen dienen zum Zusammenfassen der Daten verschiedener Standorte und erleichtern die Bestimmung von Grenzen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Nur mit einer guten Datenbasis in flexiblem Format können die Berichtsanforderungen jetzt und in Zukunft erfüllt werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei ein protokollierbarer Prozess zur Erfassung und Speicherung von Daten mit Rückverfolgbarkeit bis zur Datenquelle.
Ebenso wichtig ist eine flexible weltweite Eingrenzung. Vor allem müssen die Berichtsgruppen und die ihnen zugrunde liegenden Standorte, Konten und Zähler einfach zu konfigurieren und zu ändern sein.
Im Fall struktureller Veränderungen im Unternehmen, die eine Änderung der Inventargrenze mit sich bringen, z. B. bei Übernahmen oder Veräußerungen, müssen die Referenzemissionen neu berechnet werden. Wenn die Daten nach einer flexiblen Organisationshierarchie strukturiert werden, kann das den Prozess der Neuberechnung von Referenzwerten einfacher und die ESG-Berichterstellung agiler machen.
Bedeutsam ist auch, dass die zur Umsetzung von Dekarbonisierungsstrategien benötigten Daten oft über verschiedene interne Systeme im gesamten Unternehmen verstreut sind, die größtenteils nicht miteinander kompatibel sind. Es kann auch vorkommen, dass die Daten von Anbietern geführt werden, die keine Systeme und Prozesse zur gemeinsamen Nutzung haben.
Tipps:
Überprüfen Sie die detaillierten Anforderungen an die Berichterstattung bezüglich Ihrer Zusagen oder Verpflichtungen und stellen Sie sicher, dass Ihr Team genau weiß, welche Daten zur Erfüllung dieser Anforderungen benötigt werden.
Prüfen und pflegen Sie regelmäßig Metadaten (Tags, Beschriftungen, Anfangs- und Enddaten usw.).
Legen Sie Mindest-KPIs für den Datenverwaltungsprozess fest, damit Schwellenwerte wie Datenvollständigkeit definiert werden können. Achten Sie außerdem darauf, diese Entscheidungen zu dokumentieren.
Prozesse für die Datenverwaltung entwickeln und Zuständigkeiten zuweisen
Eine datengesteuerte Entscheidungsfindung ist nur dann sinnvoll, wenn präzise, vollständige und aktuelle Daten zur Verfügung stehen. Eine effektive Datenverwaltung erfordert besondere Detailgenauigkeit, Zuständigkeit und Sorgfalt.
Tipps:
Erstellen Sie eine Verantwortlichkeitsmatrix für die Datenverwaltung und weisen Sie Mitarbeitern Zuständigkeiten zu. Diese Matrix sollte einen regelmäßigen Zeitplan für die Überprüfung der Daten auf Vollständigkeit umfassen, damit Fehler frühzeitig erfasst und behoben werden können.
Behalten Sie die einfließenden Daten genau im Blick. Richten Sie Alerts für die Inaktivität jeder Datenquelle ein, damit sich Datenlücken frühzeitig erkennen lassen.
Richten Sie einen Prozess zum Umkonfigurieren von Formatierungs-Updates infolge von Updates des Versorgungsunternehmens ein. Schon eine kleine Änderung – wie beispielsweise der Spalte mit Daten in einer Rechnung – kann dafür sorgen, dass Ihre Daten nicht richtig geladen werden.
Fassen Sie umgehend bei Vertragspartnern nach, die ihren Verpflichtungen zur Datenbereitstellung nicht nachgekommen sind.
Eine einzige, vertrauenswürdige Quelle für die Speicherung und gemeinsame Nutzung von Daten erstellen
Daten werden als Ressource für Geschäftsentscheidungen immer wertvoller und sollten daher sowohl für interne als auch externe Stakeholder zugänglich gemacht werden. Bei Auslagerung des Prozesses ist zu bedenken, dass die gemeinsame Nutzung von Nachhaltigkeitsdaten in Finanzqualität ein ebenso großes Geschäftsrisiko darstellt wie Finanzdaten. Deshalb ist eine ähnliche Governance-Struktur für ihren Schutz erforderlich.
Tipps:
Nutzen Sie cloudbasierte Speicher, um allen Beteiligten einen passwortgeschützten Zugang zu ermöglichen.
Stellen Sie durch entsprechende Formulierungen in Lieferantenverträgen sicher, dass Ihr Unternehmen Eigentümer der Daten ist.
Richten Sie Ihren Plan zur Erfassung und Verwaltung von Daten an den Prüfvorschriften aus.
Auf Prüfungen vorbereitet sein und Daten zukunftssicher machen
Der Prüfprozess ist ein entscheidender Schritt zur Validierung des vermeldeten Fortschritts bei der Dekarbonisierung. Das Ergebnis ist wichtig für die unternehmensweite Governance. Es kann allerdings schwierig sein, prüfbare und rückverfolgbare Daten zu gewinnen.
Tipps:
Beraten Sie sich im Vorfeld mit Ihrem Prüfer, machen Sie sich mit den Anforderungen vertraut und stellen Sie sicher, dass Ihre Richtlinien für die Aufbewahrung und Kennzeichnung von Daten damit kompatibel sind.
Setzen Sie ein cloudbasiertes gemeinsames Dokumentationssystem mit Änderungsverfolgung und Dokumentenspeicherung ein. Bei Bedarf sollte der Zugriff externer Parteien darauf einfach konfiguriert werden können.
Vergewissern Sie sich, dass Ihr Datenverwaltungssystem Referenzdokumente speichern und die zentralen Prüfvorschriften wie Änderungsverfolgung, Zeitstempel und Rückverfolgung bis zur Quelle erfüllen kann.
Teams frühzeitig in den Prozess einbinden
Die Verantwortung für die Verwaltung der Energie- und Nachhaltigkeitsdaten kann nicht allein dem Team für Nachhaltigkeit zufallen. Von Unternehmen, die diese Herausforderung erfolgreich bewältigt haben, gibt es viel zu lernen. Diese Unternehmen verfügen über Richtlinien und Verfahren, die das unternehmensweite Engagement für die Erfassung und Verwaltung von Daten fördern.
Tipps:
Machen Sie der Unternehmensführung die Bedeutung der Erfassung und Speicherung von THG-Daten im Unternehmen bewusst und sichern Sie sich damit ihre Beteiligung und Unterstützung.
Ziehen Sie interne Berichtstools in Betracht, um Transparenz zu schaffen und die Rechenschaftspflicht für die Erfassung und Speicherung von Daten zu sichern.