Wenn Mitarbeiter sich darüber hinwegsetzen und Alleingänge unternehmen, d. h. individuelle Einkäufe tätigen (sogenanntes „Maverick Buying“), verzichten sie damit auf sämtliche Preisvorteile und alle sonstigen Effizienzgewinne, die mit standardisierten Einkaufskanälen einhergehen. Je weiter verbreitet die eigenmächtigen Aktivitäten durch individuelle Einkäufe sind, desto größer sind ihre Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis.
Für dieses weltweit tätige Fertigungsunternehmen, einen Hersteller von hochentwickelten Kabeln mit Niederlassungen in 50 Ländern, waren die Anreize zur Eindämmung vom Standard abweichender Beschaffungspraktiken beachtlich. Wie die Prozessverantwortliche des Unternehmens betont, waren aber auch die damit verbundenen Herausforderungen beachtlich. „Wir erkannten auf übergeordneter Ebene, dass die nicht den Vorgaben entsprechende Beschaffung ein relativ weit verbreitetes Phänomen war“, sagt sie. „Was uns fehlte, war eine Methode, um zu ermitteln, wie, wo und in welchem Ausmaß sie stattfand.“
Einen besonders starken Handlungsimpuls bildete der Wunsch, Tools für Robotic Process Automation (RPA) auf den Procure-to-Pay-Zyklus (P2P) anzuwenden. Im Bereich der Beschaffung führen nicht konforme Kaufvorgänge – wenn zum Beispiel eine Rechnung ohne die zugehörige Bestellung erstellt wird – zu „Ausnahmen“, die eine manuelle Bearbeitung erforderlich machen. Da die Automatisierung weitestgehend auf standardisierten Prozessen beruht, liegt es auf der Hand, dass sich Ausnahmen und Automatisierung nicht vertragen. Die Minimierung von Ausnahmen ist daher eine Priorität.
Aber zuerst einmal muss man sie finden. Die besten Anhaltspunkte hierfür bieten dabei die SAP ERP-Datenflüsse des Unternehmens.
Für die Verantwortliche für Beschaffung ist es in der Tat von maßgeblicher Bedeutung, auf einer differenzierten, datengesteuerten Ebene zu sehen, was geschieht, damit eine wirkliche Prozessoptimierung möglich ist. „Im Rahmen unserer langfristigen Roadmap für die digitale Transformation“, erklärt sie, „sind wir davon überzeugt, dass die Erlangung von Transparenz in unseren Prozessabläufen eine unabdingbare Voraussetzung für unseren Automatisierungsaufwand ist.“