Ein wertebasierter Ansatz für geschäftliche Betriebsabläufe reicht Jahrzehnte zurück. 1953 definierte Howard R. Bowen in seinem Buch „Social Responsibilities of the Businessman“ die soziale Verantwortung von Führungskräften als „die Verpflichtung von Geschäftsleuten, jene Politik zu verfolgen, jene Entscheidungen zu treffen oder jene Handlungsweisen zu befolgen, die im Hinblick auf die Ziele und Werte unserer Gesellschaft wünschenswert sind.“1
Mit der Globalisierung stiegen die Erwartungen, dass solche wertebasierten Entscheidungen und Maßnahmen auch auf globale Lieferketten und Geschäftsbeziehungen Anwendung finden. Als multinationale Konzerne Produktionsstätten auf der ganzen Welt gründeten, wurden Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Arbeiter und der Kinderarbeit in Ländern mit niedrigen Lohnkosten laut. In den 1990er Jahren „begannen multinationale Unternehmen, sich zu ihrer Verantwortung für die Arbeitsbedingungen in den Fabriken ihrer Zulieferer in den Entwicklungsländern zu bekennen, und Verhaltenskodizes entwickelten sich zum vorherrschenden Mittel, um dieses erweiterte Verantwortungsbewusstsein zu operationalisieren.“2
Viele Verhaltenskodizes für Lieferanten befassen sich heute nicht nur mit Aspekten rund um die Arbeit, sondern auch mit Umwelt- und Antikorruptionsstandards. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen über nachhaltige Lieferketten „können Käufer und Lieferanten in globalen Lieferketten und Netzwerken Menschenrechte wie Arbeitsrechte, Klimaresistenz, Umweltschutz, integratives Wirtschaftswachstum und ethische Geschäftspraktiken vorantreiben.“3
Die Vereinten Nationen haben einen großen Einfluss auf die Verhaltenskodizes der Unternehmen: Bei der Ausarbeitung ihrer Kodizes haben sich verschiedene multinationale Unternehmen auf UN-Vereinbarungen und -Erklärungen wie den Global Compact der Vereinten Nationen, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption berufen. Zusätzlich zu den UN-Vereinbarungen enthalten die Verhaltenskodizes für Lieferanten häufig Standards aus der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit.